Mitglieder der "Religionsgeschichtlichen Schule"



















Übersicht
Wilhelm Bousset
Carl Clemen
Albert Eichhorn
Hugo Greßmann
Hermann Gunkel
Heinrich Hackmann
Wilhelm Heitmüller
Karl Mirbt
Rudolf Otto
Alfred Rahlfs
Ernst Troeltsch
Heinrich Weinel
Johannes Weiß
Paul Wernle
William Wrede

Heinrich Weinel (1874-1936)

Dt. evg. Theologe, geb. am 28.4.1874 in Vonhausen. Studium der Theologie in Gießen und Berlin. 1899 Stiftsrepetent in Bonn, 1900 Privatdozent ebd. 1904 außerord. Professor und ab 1907 ordentl. Professor für Neues Testament in Jena. 1921/22 Rektor und ab 1925 ordentl. Professor für systematische Theologie ebd. Gest. am 29.9.1936 in Jena.

Heinrich Weinels vielbeachtete dogmengeschichtlich-pneumatologische Skizze "Die Wirkungen des Geistes", thematisch an Hermann Gunkel orientiert und Gustav Krüger gewidmet, unterstreicht den erlebnishaften Charakter des Christentums zu Lasten der Lehre und ist eine feinsinnige religionspsychologische Analyse. Weinel stellt Paulus "als den Prediger der Religion der Innerlichkeit" dar.
Mit seiner Biblischen Theologie des Neuen Testaments legt er bewußt und im Rückgriff auf die Forderung William Wredes (Ueber Aufgabe und Methode der sogenannten Neutestamentlichen Theologie, Göttingen 1897) nach Abschaffung der Kategorie der Lehrbegriffe eine "Geschichte der Religion des ältesten Christentums" vor. Mit seiner Unterscheidung zwischen der Lehre Jesu und der dreifach gegliederten urchristlichen Theologie (Urgemeinde, Paulus, Das Christentum der werdenden Kirche) ist Weinel aber gezwungen, letzteres schon als Verdunklung zu begreifen. Jesus vollendet nach Weinel die sittlich-prophetische Botschaft, die "sogleich nach seinem Tode ihre Gestalt vollkommen verändert und (...) Christentum im engeren Sinne des Wortes" wird (K.-G. Wesseling, s.u. Lit.).
Weinel war seit 1909 theologischer Leiter der Jenaer Ferienkurse und bis 1912 Mitglied im Vorstand der "Vereinigung der Freunde der Christlichen Welt" sowie Herausgeber der populärwissenschaftlich-theologischen Schriftenreihe "Lebensfragen".


Primärliteratur :

Die Wirkungen des Geistes u. die Geister im nachapost. Zeitalter bis auf Irenäus, Freiburg 1899; Die Bildersprache Jesu in ihrer Bedeutung f. die Erforsch. seines inneren Lebens (aus: Festgruß f. Bernhard Stade z. Feier seiner 25j. Wirksamkeit als Prof. dargebracht v. seinen Schülern, Gießen 1900); Die Gleichnisse Jesu. Zugl. eine Anleitung z. einem quellenmäßigen Verständnis der Evv. (Aus Natur u. Geisteswelt. Smlg. wiss.-gemeinverständlicher Darstt. 45), Leipzig 1904, 51929; Der Hirt des Hermas, in: Edgar Hennecke (Hrsg.), Hdb. der Nt. Apokr. (Tübingen 1904), 217-292 (= Nt. Apokr. [Tübingen 21924), 327-384); Paulus. Der Mensch u. sein Werk: Die Anfänge des Christentums, der Kirche u. des Dogmas (Lebensfragen 3), Tübingen 1904, 2., gänzlich umgearb. Aufl. 1915; Die Stellung des Urchristentums z. Staat. Antrittsrede, gehalten am 1. Juni 1907, Tübingen 1907; Das freie Christentum in der Welt. Berr. nach Vortrr. auf dem internat. Kongreß f. freies Christentum in Boston 1907. Mit einem Schlußwort v. Prof. R. Eucken in Jena über "Die Zukunft des freien Christentums". Eingel. u. hrsg. v. H. W., Tübingen 1909; Ist das "liberale" Jesusbild widerlegt? Eine Antwort an seine "positiven" u. an seine radikalen Gegner mit bes. Rücksicht auf A. Drews, Die Christusmythe, Tübingen 1910; Ist unsere Verkündigung v. Jesus unhaltbar geworden?: ZThK 20 (1910), 1-38.89-129; Biblische Theol. des NT. Die Rel. Jesu u. des Urchristentums (Grdr. der theol. Wiss. 3,2), Tübingen 1911, 4., neu bearb. Ausg. 1928; Der Talmud, die Gleichnisse Jesu u. die synopt. Frage: ZNW 13 (1912), 117-132; Erwiderung (auf Fiebigs Aufs.): ZNW 13 (1912), 272; Paulus u. die Mystik seiner Zeit, Leipzig 1918, 21921; Die spätere christliche Apokalyptik, in: EYXAPISTHPION. Stud. z. Rel. u. Lit. des Alten u. NT. Festschr. Hermann Gunkel (FRLANT NF 19,2 [36,2]) (Göttingen 1923), 141-173; Die ChW u. die nt. Wiss., in: Vierzig J. ChW. Festg. f. Martin Rade z. 70. Geb. 4. April 1927. Im Auftrag der Freunde zusammengest. v. Hermann Mulert (Gotha 1927); Das Jesusbild in den geistigen Strömungen der letzten 150 J., Leipzig/Berlin 1927;

Sekundärliteratur :

Andreas Lindemann, Jesus in der Theol. des NT, in: Georg Strecker (Hrsg.), Jesus Christus in Historie u. Theol. Nt. Festschr. f. Hans Conzelmann z. 60. Geb. (Tübingen 1974), 27-57; Werner Zager, Begriff u. Wertung der Apokalyptik in der nt. Forsch. (Europäische Hochschulschrr., R. 23: Theol. 358), Frankfurt/Bern/New York/Paris 1989, 161-170; Gunnar Sinn, Christologie u. Existenz. Rudolf Bultmanns Interpretation des paulinischen Christuszeugnisses (Texte u. Arbeiten z. nt. Zeitalter 4), Tübingen 1991; Henning Pleitner, Das Ende der liberalen Hermeneutik am Beispiel Albert Schweitzers (Texte u. Arbeiten z. nt. Zeitalter 5), Tübingen 1992; Christoph Schwöbel, Einl., in: An die Freunde, d.i. nicht f. die Öffentlichkeit bestimmte Mitt. (1903-1934). Nachdr. mit einer Einl. v. Christoph Schwöbel (Berlin/New York 1993), IV-XXXIV; Nittert Janssen, Vermittlung theol. Forschungsergebnisse durch Ferienkurse u. das Engagement der "Religionsgeschichtlichen Schule" (1892-1914), in: Alf Özen (Hrsg.), Hist. Wahrheit u. theol. Wiss. Gerd Lüdemann z. 50. Geb. (Frankfurt/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1996), 105-111; Friedrich Wilhelm Graf, Der Nachl. H. W.s: ZKG 107 (1996), 201-231; Klaus-Gunther Wesseling, Weinel, Heinrich, in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlex. XIII (1998), Sp. 616-622.