Mitglieder der "Religionsgeschichtlichen Schule"



















Übersicht
Wilhelm Bousset
Carl Clemen
Albert Eichhorn
Hugo Greßmann
Hermann Gunkel
Heinrich Hackmann
Wilhelm Heitmüller
Karl Mirbt
Rudolf Otto
Alfred Rahlfs
Ernst Troeltsch
Heinrich Weinel
Johannes Weiß
Paul Wernle
William Wrede

Karl Mirbt (1860-1929)

Dt. evg. Theologe, geb. am 21.6.1860 in Gnadenfrei/Schlesien. Theologiestudium in Halle, Erlangen und Göttingen. 1886-1888 Inspektor des Theologischen Stifts ebd. 1888 Privatdozent in Göttingen, ab 1889 außerord. und ab 1890 ordentl. Professor für Kirchengeschichte in Marburg, 1903/04 Rektor ebd. Ab 1912 ordentl. Professor für Kirchengeschichte in Göttingen, 1920/21 Rektor ebd. 1928 emeritiert. Gest. am 27.9.1929 ebd.

Mirbt war in Göttingen Schüler von Hermann Reuter. Als Kirchenhistoriker erlangte M. eine gewisse Bedeutung durch seinen methodischen Neuansatz, welcher die Kirchengeschichte nicht mehr von der Profanhistorie trennte und mit denselben wissenschaftlichen Methoden bzw. forschungsleitenden Fragestellungen arbeitete wie diese. So vertrat er im Anschluß an Ranke für sein Fachgebiet die These: "Kirchenhistorie ist Feststellung nackter Tatsachen" (B. Wolf-Dahm, s.u. Lit.).
Für Mirbt stand der Absolutheitsanspruch des Christentums und damit zugleich die Verpflichtung zur Missionierung Andersgläubiger fest. Die Begründung der Mission ergibt sich ihm aus der Überzeugung, "daß das Christentum die absolute Religion ist, die für alle Menschen bestimmt ist und für alle ein Gut darstellt, das von ihnen auf anderem Wege als durch die Annahme des Christentums nicht gewonnen wird." Folgerichtig wirkte Mirbt durch eine rege Vortragstätigkeit im Evangelischen Bund mit, dessen Zentralvorstand er auch angehörte. In Hannover rief er eine allgemeine Missionskonferenz ins Leben. 1918 gehörte er in Berlin zu den Gründungsmitgliedern der "Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft", deren Vorsitz er bis zu seinem Tod innehatte und in deren Namen er seit 1920 die "Missionswissenschaftlichen Forschungen" herausgab. 1919 gründete Mirbt die Forschungsreihe "Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens", die er bis zu seinem Tod als Herausgeber betreute.


Primärliteratur :

Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, 1895, 61967; Der deutsche Protestantismus und die Heidenmission im 19. Jahrhundert, 1896; Der Ultramontanismus im neunzehnten Jahrhundert, 1902; Der Entscheidungskampf des Christentums um seine Stellung als Weltreligion, 1912; Die Evangelische Mission. Eine Einführung in ihre Geschichte und Eigenart, 1917; Mission und Reformation, 1917; Der Einheitsgedanke in der Geschichte des Protestantismus, in: Göttingen. Reformationsfeier am 31. Oktober 1917. Festrede, 1918, 11-31; Die Grundformen des Verhältnisses von Staat und Kirche, 1921.

Sekundärliteratur :

Altes und Neues aus Bremen, Göttingen und dem übrigen Niedersachsen. Prof. D. C.M. zum 40jährigen Professoren-Jubiläum. = ZGNKG 34/35, 1929/30; - Hinrich Johannsen, D. C.M. in piam memoriam, in: NAMZ 7, 1930, 10-16; - Ernst Strasser, C.M. als Missionswissenschaftler, in: Ev.-luth. Missionsbl. 44 (86), 1931, 24-46; - Heinz Weidemann, C.M. zum Gedächtnis, in: ZGNKG 36, 1931, 5-11; - RGG IV, 962; - LThK VII, 437; - Barbara Wolf-Dahm, Mirbt, Carl, in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlex. V (1993) Sp. 1569-1573.